Die neuesten Zahlen vom Anleihemarkt sind erschreckend. Die Cash Burn Rate im Energiesektor ist enorm, die Verschuldung selbst der großen Konzerne wächst mit Riesenschritten. Wer sich den Markt weiter schönredet, wird Erfahrungen machen, von denen er noch lange erzählen kann.

An vielen Stellen kursieren Gerüchte, ein Ölpreis von 40 Dollar pro Barrel würde ausreichen um Firmen profitabel arbeiten zu lassen. Vergessen Sie es. Was am Energiemarkt zu beobachten ist dürfte zu einer der größten Welle an Kreditausfällen führen, die es insgesamt je gegeben hat. Schon jetzt liegen die Ausfallraten im Sektor in den USA bei mehr als 20%, Tendenz steigend. Auch 50 Dollar pro Fass ändern nur wenig an dieser Situation. Während bei jeder Kurserholung am Ölmarkt wieder auf die Rückkehr zur 100-Dollar-Marke gehofft wird, darf man die Frage stellen, worauf diese Hoffnung fußt. Auf Informationen vermutlich nicht. Die folgende Grafik zeigt die US-Ölreserven.

Wie hoch auch immer die Nachfrage ist, das Angebot scheint sie seit geraumer Zeit nicht zu  übertreffen. Der einzige Grund, warum es noch nicht zu einem technisch induzierten Crash auf Grund der prall gefüllten Tanklager gekommen ist, findet sich im raschen Ausbau der Lagerkapazitäten und der Ausweitung der Möglichkeiten Öl weg von den Tankparks in Cushing hin zu den Lagern zu transportieren, die noch ein bisschen Luft im Tank haben.

An der Gefahr eines plötzlichen Einbruchs bei den kurz vor der Fälligkeit stehenden Kontrakten hat sich nichts geändert. Falls jemand ein Ereignis mit sehr unschönen Auswirkungen sucht, an das nur wenige denken und das gar nicht mal so unwahrscheinlich ist, dann kommt ein solcher Kollaps der Preise am kurzen Ende durchaus in Frage.

Ein solches Ereignis würde sicherlich vielen marginalen Produzenten den Garaus machen, so dass dann eine nachhaltige Erholung der Preise auf Grund einer dann deutlich sinkenden Förderung einsetzten könnte. Freiwillig wird keine Firma und wohl auch kein Staat die Förderung senken. Zu abhängig ist man allerseits von den Cash-Flows. Man schaue sich nur die Situation in Saudi-Arabien an.

Diese Schieflage ist überaus bemerkenswert. Das gilt umso mehr, als gerade Saudi-Arabien als ein Produzent dargestellt wird, der schon bei 20 Dollar pro Fass profitabel ist. Wie viel auch immer bei der Förderung in der Wüste hängenbleibt, es reicht bei weitem nicht aus. Das Defizit der Saudis ist riesig, die Anlagen des Staatsfonds bröseln dahin und man ist schon soweit, notwendige Investitionen drastisch einzuschränken. Das spricht nicht für eine rosige Zukunft und wer nach einem möglichen Zeitpunkt für einen militärischen Konflikt in der Region sucht, kann sich einfach ausrechnen, wann die Reserven erschöpft sein werden, wenn die Lage so angespannt bleibt wie sie ist.

Ein Kollaps der Ölpreise, selbst wenn er nur technisch induziert und damit kurzfristig ist, wird die Wahrnehmung der Lage in den Ölförderstaaten deutlich negativer gestalten. Die Auswirkungen auf die Risikoprämien und Währungen sollte entsprechend sein.

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